Warrel Dane – laut.de


Wer sich zwischen Ende der 1980er und Anfang der 2010er-Jahre für die Metalszene interessierte, dem sind die Namen Nevermore und Sanctuary – oder wenigstens einer davon – ein Begriff. Gleiches gilt zwangsläufig auch für den stimmlichen Anführer beider Truppen: Warrel Dane.
Dessen Karriere prägen zwar Unbeständigkeit, gesundheitliche Probleme und ein zu früher Tod. Legendenstatus haftet ihm dennoch bereits zu Lebzeiten an, seinem eigenständigen Gesangsstil und dem durchweg hochwertigen musikalischen Output sei Dank.
In der Herausbildung seines charakteristischen, zugleich melodisch-emotionalen und aggressiven Stils kommt Dane eine fünfjährige klassische Opernsänger-Ausbildung zugute.
Im Alter von 20 Jahren gründet er 1981 in seiner Heimatstadt seine erste Band Serpent’s Knight und beeindruckt auf dem Debütalbum “Released From The Crypt” mit extrem hohen Noten. Sie begleiten seine frühen Karrierejahre, wohingegen er sich später nach und nach in tiefere Regionen bewegt und schließlich bei Nevermore für seine vollen, dramatischen Midrange-Vocals bekannt wird.
1985 startet Dane gemeinsam mit Lenny Rutledge (Gitarre), Sean Blosl (Gitarre), Jim Sheppard (Bass) und Dave Budbill (Drums) Sanctuary. Megadeth-Gitarrist Dave Mustaine wird auf die Band aufmerksam und produziert das Debüt “Refuge Denied”.
1990 veröffentlichen sie mit “Into The Mirror Black” eins der einflussreichsten Metal-Alben der 90er-Jahre. So bilden Sanctuary auch eine Bastion im Grunge-Boom Seattles. Genau das wird den Söhnen der Stadt jedoch zum Verhängnis: Ihr Label drängt die Band in diese neue Richtung. Das lässt auch unter den Musikern Diskussionen entbrennen, wohin man sich musikalisch orientieren sollte.
Dane würde Sanctuary eigentlich gern am Leben halten, doch ein ehemaliger Kollege droht mit einer Klage, sollte er den Namen weiterhin verwenden. Dane schnappt sich daraufhin Sheppard und den inzwischen als Live-Gitarrist beigetretenen Jeff Loomis. Gemeinsam erschaffen sie 1992 Nevermore.
Anfangs jobbt Dane zwar noch als Koch, um über die Runden zu kommen. Die Band überdauert aber beinahe 20 Jahre und mausert sich mit “Dreaming Neon Black”, “Dead Heart In A Dead World” oder “This Godless Endeavour” zum Referenz-Act im Progressive Metal. Wesentliches Merkmal ist die Kombination aus komplizierten, manchmal in Extreme Metal-Gefilde rutschenden Gitarrenriffs und Danes dennoch dominantem Klargesang.
Während Nevermores letzten Bandjahren nimmt sich der Sänger Zeit für einen Gastauftritt auf Behemoths “The Apostasy” sowie für ein Soloprojekt – letzteres in Absprache mit Jeff Loomis, der ebenfalls eins anpackt. Danes erstes Album unter eigenem Namen, “Praises To The War Machine”, erscheint 2008.
Dafür arbeitet er mit Soilworks Peter Wichers zusammen, reduziert die technischen Finessen und rückt den Gesang noch mehr in den Vordergrund. Auch eine ihn über die Jahre begleitende Drogensucht thematisiert er auf der Platte. Seinen schwankenden Gesundheitszustand übersehen Fans mittlerweile auch live nicht mehr.
Nach dem freundschaftlich beschlossenen Ende Nevermores im Anschluss an das erneut grandiose “The Obsidian Conspiracy” konzentriert sich Dane plötzlich wieder auf Sanctuary. Bereits 2010 hatte er sich mit Lenny Rutledge für einzelne Reunion-Shows versöhnt, nun wollen sie erneut voll ins Geschäft einsteigen. Das Comeback-Album “The Year The Sun Died” befriedigt Fans mit hochqualitativem neuen Material und wenigstens punktuell mit einer Rückkehr Danes zu hohen Vocals.
Auch eine Fortsetzung der Solokarriere bahnt sich an: 2016 enthüllt Dane Pläne zu einem Werk namens “Shadow Work”. Rund 80 Minuten Musik soll das Opus umfassen, er werkelt daran mit den brasilianischen Musikern Johnny Moraes (Gitarre), Thiago Oliveira (Gitarre), Fabio Carito (Bass) und Marcus Dotta (Schlagzeug), die er zuvor für seine Live-Band engagiert hatte.
Doch kurz vor Fertigstellung des Albums, während der Recording Sessions in São Paolo, stirbt Warrel Dane im Alter von 56 Jahren am 13. Dezember 2017 an einem Herzinfarkt. Moraes gibt als Teilgrund sowohl Danes jahrelange Alkoholabhängigkeit als auch eine Diabetes-Erkrankung an.
Als Vermächtnis erscheint “Shadow Work” posthum in gekürzter Fassung. Die Band vollendete sieben Songs und ein Intro nach den Vorstellungen Danes, der vor seinem Tod nur noch einen Teil der finalen Vocal-Tracks einsingen konnte. Die vorhandenen Spuren ergänzten seine Mitmusiker teils um Aufnahmen aus der Vorproduktion. Auch wenn letztlich nur gut die Hälfte des dafür angedachten Materials auf “Shadow Work” landet: Das Ergebnis dient als finaler Beweis für den musikalischen Ausnahmestatus Warrel Danes.
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Label und Wegbegleiter gedenken Warrel Danes.
Offizielle Website der Band.
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